Das kleine Kneipp-Schach-Experiment

Was braucht man eigentlich, um sich im Schach behaupten zu können? Neben Spielverständnis, analytischen Fähigkeiten und einer großen Portion Disziplin, sollten natürlich auch Körper und Seele „mitspielen“. Wach, fit, aktiv, konzentriert, mental stabil – das sind Adjektive, die einem dazu spontan einfallen. Also doppelter Espresso, Ginseng, Mentalcoach, Personal Trainer? Das ist bestimmt eine Lösung, wenn auch eine sehr aufwändige. Es geht nämlich auch einfach und natürlich: Aktivierend, konzentrationsfördernd, ausgleichend, erfrischend – das ist die Wirkung der „oberen“ Kneippschen Anwendungen wie Armbad oder Gesichtsguss. Also ist die Kneippsche Hydrotherapie eigentlich ideal geeignet für Schach-Profis.

Besuch bei den German Masters

Deshalb machten sich Claudia Sachon, stellvertretende Leiterin der SKA, und Thurid Leinich aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Kneipp-Bundes, Armwanne, Gießrohr und etwas Theorie im Gepäck auf den Weg nach Rosenheim zu den German Masters im Schach – dem Turnier, in dem die Top Ten Deutschlands gegeneinander antreten. Die Präsidentin des deutschen Schachbundes, Ingrid Lauterbach, konnte sechs der zehn Schachspielerinnen für unser kleines Kneipp-Schach-Experiment gewinnen. Es war der achte von neun Turniertagen und die Profis hatten jeden Tag eine Partie von durchschnittlich fünf Stunden hinter sich. Und dann noch kaltes Wasser?

Erst Kneipp, dann Konzentration

Am späten Vormittag, der sonst zur Konzentration und taktischen Vorbereitung genutzt wird, standen nun Theorie und Praxis der Kneippschen Hydrotherapie im Mittelpunkt. Nach einer kurzen Einführung zur Wirkweise der Wasseranwendungen und praktischen Tipps, durften die Damen die Ärmel hochkrempeln und das kalte Wasser ausprobieren. Das Armbad ist eine ideale „kleine“ Anwendung für den Einstieg, die aber doch ihre Wirkung spüren lässt. Die Kälte war für einige der Teilnehmerinnen eine echte Überwindung – ausprobiert haben es alle. Sobald der Kältereiz unangenehm wurde, Arme raus aus dem Wasser, restliche Tropfen abstreifen und mit den nassen Fingern über den Nacken streifen. So schnell, so einfach ist der Kneippsche Espresso! Während nun fleißig die Hände gerieben und die Arme bewegt wurden, um für Wärme zu sorgen, gab Claudia Sachon noch einen Einblick in weitere einfache Anwendungen wie den Gesichtsguss, der bei Kopfschmerzen für wunderbare Erleichterung sorgen kann. Und auch ohne Wasser lassen sich spürbare Effekte erzielen, beispielsweise beim Trockenbürsten, das statt mit einem thermischen, mit einem mechanischen Reiz auf den Körper wirkt.

Im Anschluss an diesen kurzen Exkurs ging es für die Schachelite zurück in die Vorbereitung auf den Turniertag: Varianten durchgehen und eine Taktik zurechtlegen, um Stellungen besser zu lösen als die Gegnerin. Einige haben bereits mit sechs Jahren Schach für sich entdeckt und haben sich dann im Verein intensiv mit Mustererkennung und technischem Training beschäftigt. Für uns hat das kleine Kneipp-Schach-Experiment einen beeindruckenden Einblick gegeben in einen Spitzensport der besonderen Art. Großen Respekt vor dieser Leistung – und vielleicht wird die ein oder andere Kneippanwendung zukünftig Teil der Turniervorbereitung.