Zu einer kleinen Zeitreise ins Wörishofen des 19. Jahrhunderts lud der Kneipp-Bund ins Haus zum Gugger. Im Mittelpunkt stand das Thema Kindergesundheit. Denn Sebastian Kneipp schuf mit dem Kinderasyl seinerzeit einen Ort für Kinder mit unterschiedlichsten Erkrankungen oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Hier wurden die Kinder versorgt und naturheilkundlich behandelt. Alles wurde handschriftlich dokumentiert in den Patientenakten, die aus den Jahren 1891 bis 1926 erhalten sind und im Sebastian-Kneipp-Museum verwahrt werden. Es sind Zeugnisse dieser Zeit und zugleich originale Dokumente des Wirkens von Sebastian Kneipps.
In einer besonderen Gemeinschaftsaktion Kneipp-Bundes, des Förderkreises Sebastian-Kneipp-Museum, des Stamm-Kneipp-Vereins, der Hochschule Hannover und des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde wurden diese Akten digitalisiert und ausgewertet (siehe Beitrag „Historische Diamanten schleifen“). Im Haus zum Gugger bekamen die Gäste nun einen detaillierten Einblick, wie dieses Projekt ehrenamtlich gestemmt wurde. Kneipp-Bund Präsidentin Christina Haubrich freute sich über das rege Interesse an dieser Veranstaltung und das Engagement aller Beteiligten. Zunächst referierte Werner Büchele, der Vorsitzende des Förderkreises Sebastian-Kneipp-Museum über die Anfänge des Kinderasyls und die ersten Jahre einer einzigartigen Institution. Konrad Hölzle vom Stamm-Kneipp-Verein und Sabine Scheller vom Bayerischen Landesverein für Familienkunde berichteten, wie die handgeschriebenen Patientenakten dank erfahrener Begleitung in zwei Tagen digitalisiert wurden. Und Prof. Thomas Baranek erklärte mit Studentinnen der Hochschule Hannover anschaulich, wie die historischen Daten in die aktuelle Wissenschaft einfließen. Es wurden nämlich aus den 13.000 gescannten und transkribierten Seiten rund 400 Fälle mit Erkrankungen der Lunge – genannt Skrofulose oder Lungenspitzenkatarrh – genauer unter die Lupe genommen. Dabei gab es einige erstaunliche Erkenntnisse am Rande; beispielsweise, dass die Kinder zur Behandlung nicht nur aus der näheren Umgebung nach Wörishofen kamen, sondern bis aus Oslo und Sizilien.